Liesel und Lotti in den Ferien

FerienEs ist noch immer Sommer in der Stadt und wie die Menschenkinder haben auch
Wespenkinder Ferien. In diesem Jahr dürfen Liesel und Lotti das erste Mal allein
in den Ferien verreisen. Es geht zu Tante Leni nach Radebeul.
Sie waren sonst mit ihrer Mama bei der Tante gewesen, aber nun sind die beiden
Wespenmädchen schon recht groß geworden und können daher allein nach Radebeul fliegen.

Als die Mama sich ganz dolle von den beiden verabschiedet und ihnen eine gute
Reise gewünscht hatte, flogen sie los. Liesel kannte den Weg schon in- und
auswendig. Sie freuten sich sehr auf ihre Tante und wissen, dass auch ihre
Cousine Lara mit da war. So beeilten sie sich besonders. Es gab ja viel zu
erzählen.
Die Freude war riesig und leider vergingen die Tage wie im Flug. Am letzten Tag
freuten sie sich zwar auf die Mama und auch auf Leo, der seine Mama für diese
Zeit mal ganz für sich allein hatte, aber sie waren auch ein bisschen traurig,
dass die schöne Zeit schon wieder vorüber war. Aber in den nächsten Ferien
würden sie wiederkommen. Das versprachen sie sich.

Tante Leni wohnt, das sei erwähnt, nicht weit vom Schwimmbad entfernt, unter
einem alten Dach. Dort wohnen viele Oma- und Opa-Wespen und in den Ferien ist
hier richtig viel los, denn alle bekommen Besuch von ihren Enkeln. Außerdem sind
hier viele Zweibeiner unterwegs und die haben ganz oft eine Tüte Eis bei sich.
Da fällt meist ein bisschen was für die Wesplein ab. Und das ist megalecker.

Auf dem Parkplatz des Schwimmbades ist heute auch wieder ein richtiger Trubel
los, wie so oft, und alle Zweibeiner reden durcheinander.
Liesel findet das toll. Sie überlegt, ob das nicht sogar günstig für sie wäre
und erinnert sich, dass sie schon mal als blinder Passagier mit dem Zug
mitgefahren ist. Das war sehr praktisch und wäre es auch heute, denn die Sonne
brennt heiß.

Liesel und Lotti flogen über den Parkplatz und Liesel verschaffte sich einen
überblick. „Na huch, die kenne ich doch“, freute sich Liesel. Sie erkannte
das sehr einprägsame Auto von René wieder und sagte zur Lotti: „Hör‘ mal,
da stehen die Zweibeiner mit dem Hackepeter.“
„Was? Du erkennst von hier aus Hackepeter??“, fragte Lotti erstaunt und
irgendwie hatte sie schon wieder Hunger.
„Ach Quatsch, ich meine doch, dass das die sind, wo ich immer meinen Hackepeter
holen kann.“, erwiderte Liesel.
„Ahhh, dein Hackepeter, so so…“, grinste Lotti verschmitzt.
„Du weißt doch, wie ich das meine.“ Liesel hatte eigentlich keine Nerven
dafür und sagte deswegen: „Wir fliegen jetzt dorthin und hoffentlich kommen
wir in das Autodingens rein“.
„Okay. Wenn du dich damit auskennst? Mir soll es recht sein.“, antwortete
Lotti.
„Und außerdem, wer uns so leckeren Hackepeter hinstellt, nimmt uns bestimmt mit.“, sagte Liesel überzeugt.

Glücklicherweise ging gerade Renés Autotür auf und die beiden konnten
reinfliegen. „Das klappt ja super“, freute sich Lotti und Liesel war stolz
auf ihre Idee mit der schnellen Wespen-Beförderung.
Sie machten es sich an der Frontscheibe bequem und wurden natürlich auch von
René und Susann entdeckt.

Nun muss man wissen, dass René ein recht großes Auto fährt, das manchmal ein
bisschen scheppert und wackelt – und für so kleine Wespen scheppert und wackelt
es umso mehr. Liesel und Lotti mussten sich dolle festhalten. „Liesel, ich
glaube, mir wird übel oder ich kriege eine Gehirnerschütterung“, sagte Lotti
plötzlich und tatsächlich sah sie ein bisschen blass um ihr Näschen aus.
„Lotti, reiß dich zusammen, wir sind bestimmt bald da!“, redete Liesel auf
ihre Schwester ein und musste sich auch ganz doll festhalten.
„Er sollte sich ein neues Autodingens zulegen“, erwiderte Lotti und hielt
sich mit einer Hand das Bäuchlein.
„Tja, das oder keines“, schmunzelte Liesel und zuckte mit ihren Schultern.
„Ich habe zu viel bei Lenchen gegessen, merke ich gerade. Pah…“, Lotti
verleierte ihre Äugelein.
„Weißt du überhaupt, wo wir aussteigen müssen? Hoffentlich fahren sie
dorthin, wo wir auch hinwollen“, gab Lotti schließlich zu bedenken.
„Da ist was dran. Das habe ich gar nicht bedacht“, antwortete Liesel und
plötzlich wurde ihr auch übel. Aber wohl eher, weil sie sich möglicherweise
vertan hatte.
„Wir hätten ja auch nicht fragen können, Zweibeiner verstehen ja kein
Wespisch“, beruhigte Lotti unsere Liesel, die nun ein bisschen schief
lächelte.

Zum Glück wissen ja die beiden Zweibeiner, wo in etwa die Wespen wohnen und sind
natürlich nach Hause gefahren.
„Hurra, wir sind da!“ Die Autotür öffnete sich und die beiden
Wespenmädchen flogen raus. Bestimmt haben sie sich auch bedankt, so gut erzogen
wie sie sind, aber die Zweibeiner und das Wespisch… da kann man nichts machen,
das werden sie nie verstehen.

Nun mussten die beiden Schwestern nur noch ein kleines Stück nach Hause fliegen,
wo sie schon von ihrer Mama und dem Bruder erwartet wurden.
Sie erzählten von ihren Ferien bei der Tante und von der schaukeligen Autofahrt
und Lotti musste ihr Bäuchlein immer noch halten.

„Du Liesel, wollen wir das nächste Mal lieber wieder fliegen? Mir ist immer
noch ganz schwummrig“. Lotti hielt sich nun ein bisschen den Kopf fest, als
würde er gleich wegrollen.
„Okay. Wenn wir zusammen sind, fliegen wir. Ich fahre gerne mal mit den
Zweibeinern. Es ist ein bisschen wie Karussell fahren. Aber nur, wenn sie mich in
Ruhe lassen. Und bei manchen Zweibeinern weiß ich, dass sie mich nicht
vertreiben und auch nicht herumfuchteln, sondern einfach nur mitfahren lassen.“
Liesel hatte ja schon ihre Erfahrungen gemacht und lächelte daher wohl wissend.
Aber im Grunde waren beide froh, dass sie wieder zu Hause waren. Da schaukelt es nämlich nicht so.

Die Geschichte – Liesel und Lotti in den Ferien – als .pdf downloaden