Liesels Zuhause braucht dringend Abkühlung

Lotti liegt in ihrem Nestlein und ist traurig. Sehr traurig. Und sie ärgert sich über sich selbst. ‚So schusselig und dusselig wie ich bin… kein Wunder, dass man mir nichts zutraut.‘. Lotti ist eine kleine einsame, traurige Wespe.

Dabei weiß sie, dass sie genauso toll ist, wie die Liesel.

Auch der Emil von nebenan mit seinen abgeknickten Fühlern findet Liesel toll. ‚Was der immer mit den Augen klimpert. Ob der überhaupt was sieht mit seinen Knicks in den Fühlern?‘ fragt sich Lotti.

Lotti ist für alle immer nur die schusselige kleine und etwas rundliche Schwester der tollen eleganten Liesel. Sie würde das so gerne ändern und allen beweisen, dass sie auch etwas schaffen kann. Aber wie? So einfach und schnell wird das nicht gehen.

Manchmal hat Lotti das Gefühl, dass ihre Geschwister und Freunde sie gar nicht richtig kennen. Das könnte natürlich daran liegen, dass sie sich manchmal ganz schön schusselig anstellt und manchmal damit auch ihre Familie in Gefahr bringt. Das macht Lotti traurig und ärgert sie auch, aber so richtig weiß sie nicht, wie sie das ändern und besser machen kann.

„Lotti??“, hört sie von draußen und wird aus ihren Gedanken herausgerissen.

Liesel, Lotti und Leo am Teich
Liesel, Lotti und Leo am Teich

„Lotti, wir müssen Wasser holen!“, sagt Liesel hektisch. „Das Nest ist zu warm und die kleinen Babys brauchen Abkühlung. Jetzt gleich!“ „Ja, natürlich“, antwortete Lotti, stand aus ihrem Nestlein auf und ahnte, dass das ihre Chance sein könnte.

Die beiden und ihr Bruder Leo fliegen los. Es werden schließlich alle Wespenmäulchen gebraucht, um das Nest abzukühlen.

Als sie an einer Wasserstelle ankommen, müssen sie vorsichtig landen, sonst würden sie nämlich untergehen. Liesel macht den Anfang, nimmt einen Schwapp Wasser auf und schwebt in der Luft, weil sie auf ihre Geschwister wartet. Auch Leo versucht, vorsichtig zu landen, eiert ein bisschen herum – Liesel und Lotti können gar nicht hinsehen – kann dann aber sicher genügend Wasser in seinem Mäulchen aufnehmen.

Und jetzt noch Lotti…

‚Ohhh je…, wenn ich das nicht schaffe, gehe ich unter‘, weiß sie. Ihr wird ganz komisch im Bauch und so fliegt sie noch eine kleine Runde und kann eigentlich gar nicht auf‘s Wasser gucken. Ihre Geschwister können ihr auch keinen Mut zusprechen, sie haben ja schließlich die Mäulchen voll Wasser. Mit Blicken versuchen sie aber wenigstens, sie aufzumuntern. Mut zureden muss sie sich diesmal allein. Sie fliegt und sagt sich leise: ‚Auf drei: eins, zweeeiiii, zwei ein Viertel, zwei ein halb, zwei Dreiviertel und, und… dreeeeiiiii‘. Sie nahm all ihren Mut zusammen, eierte – genau wie ihr Bruder Leo – und landet sicher auf dem Wasser. Sie nimmt ohne zu überlegen einen Schluck Wasser auf und fliegt, superstolz auf sich, mit ihren Geschwistern nach Hause.

Dort angekommen verteilen sie mit ganz viel Flügel-Wedelei das Wasser über die Babys und dem Nest.

„Puh, das wäre geschafft“, sagte Liesel stolz zu ihren Geschwistern und freut sich. Und auch die Mama ist mächtig stolz und umarmt sie alle drei zugleich, dass sie kaum noch Luft kriegen. „Meine lieben Kinder, ich bin soooo stolz auf euch“, sagt sie glücklich. Immerhin haben die drei riesigen Mut bewiesen und mit der Abkühlung das Nest und die Babys gerettet.

Lotti atmete tief durch und war auch sehr stolz auf sich – und das konnte sie auch sein. Sie hat nicht nur den anderen, sondern vor allem sich selbst bewiesen, dass sie gar nicht so schusselig ist und dass sie es genauso schaffen kann. Vielleicht ist das überhaupt das Wichtigste. Sie weiß, dass sie ganz viel Kraft in sich hat, jemand Großes zu sein, ganz egal, ob sie nun klein oder groß, dick oder dünn, schusselig oder eben nicht schusselig ist. Ein tapferes Herz hat Lotti allemal und das hat sie heute allen gezeigt.

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